Das BIQ Algenhaus.
In unserem letzten Blogbeitrag zum autarken Haus widmeten wir uns der Wärmeversorgung durch Wärmepumpen und der energetischen Autarkie durch Solarenergie und Windkraft. Einen ganz anderen Weg, autark und auch noch klimaneutral zu sein, geht das BIQ Algenhaus in Hamburg.
Die Funktion – ein Kreislauf
Zur Internationalen Bauausstellung 2013 in Hamburg wurde das Algenhaus vorgestellt, welches einen komplett neuen Weg der Energiegewinnung geht. An der Außenfassade des Hauses sind mit Südost und Südwest Ausrichtung 129 Glaspanels angebracht, die als Bioreaktoren fungieren. In den Glaspanelen sind Algen, welche durch das Zuführen von CO2 in Form von Luftblasen, ununterbrochen im Wasser zirkulieren und Photosynthese betreiben. Durch die Bewegung, bei der die Einzeller mehr Licht abbekommen, wird das Wachstum stark angeregt. So können am Tag 50 Liter Algenwasser gewonnen werden. Dies geschieht vollautomatisch durch eine Flotationsmaschine, welche das Algenwasser aufschäumt und die konzertierte Algenmasse an der Oberfläche abschöpft. 50 Liter konzentriertes Algenwasser ergeben wiederrum 5kg Algen Trockenmasse, welches als „Superfood“ gilt und als Nahrungsergänzungsmittel teuer verkauft werden kann.
Doch die Glaspanels haben noch weitere Vorteile. Aufgrund der höheren Algendichte im Sommer sind die Panels lichtundurchlässig, spenden Schatten und kühlen somit das Haus. Zusätzlich wurden sie noch mit einer Wärmepumpe kombiniert, somit wird die Wärmeenergie der Sonne, welche von den Panels aufgenommen wird, zum Heizen und für Warmwasser genutzt. Neben der Wärmepumpe ist im BIQ Algenhaus noch eine Gastherme verbaut, denn das CO2, welches bei der Verbrennung von Gas entsteht, wird benötigt, um die Photosynthese der Algen zu beschleunigen. Ein Kreislauf, der nicht nur Wärme und Nahrung produziert, sondern auch CO2 aus der Umwelt bindet.
Der Wohlfühlbereich der Algen
Die Micro-Algen die beim Algenhaus in Hamburg verwendet werden, mögen es am liebsten zwischen 4 und 38 Grad. Sollte die Temperatur unter 4 Grad fallen, wird das System automatisch abgeschaltet und die Bioreaktoren entleert. Die Algen werden bis es wieder wärmer wird in einem geschützen Bereich im Haus „umgesiedelt“.
Anfänglichen Schwierigkeiten durch korrodierende Glaspanels und verstopften Leitungen, die das Projekt fast scheitern ließen, konnten durch Fördergelder und größeren Umbauten behoben werden. Zusätzlich wurde die ganze Anlage sogar noch verbessert und erweitert. Denn seit 2014 wird das im Haus anfallende Abwasser in einer Biogasanlage vergärt. So entsteht neben Biogas, womit die Gastherme betrieben wird, zusätzlich noch nährstoffreiches Wasser, welches den Algen nochmal einen Wachstumsschub gibt.
Seit Juli 2019 wird das ganze System von der Firma Cellparc als marktreifes Produkt angeboten, allerdings vorerst nur für Fassadenflächen mit 1000m² und mehr. Denn ein großer Nachteil sind momentan noch die Kosten für die Anlage, die nur ab einer bestimmten Größe wirtschaftlich arbeitet.
Quellen:
https://cellparc.com/wirtschaftlichkeit/
https://www.youtube.com/watch?v=l7f08TLlrqs
Titelbild https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tubular_Photobioreactors.jpg / AlgaEnergy