Wie wir unsere Großbaustelle mit Noocoon Expert geplant haben
Unser Elektrobetrieb in Rostock ist seit der Gründung auf Smart Home Installationen und Gebäudeautomation spezialisiert. Wir haben über 300 Projekte mit verschiedenen Technologien hauptsächlich im norddeutschen Raum umgesetzt. Und dennoch, das Projekt Gutshof Rakow ist aufgrund seiner Dimension eine ganz neue Herausforderung für uns. Wir haben mit unserem CEO André Baselow über die Herausforderungen des Projektes gesprochen.
Wie kam es zu dem Projekt? Wie kam es zu der Anfrage?
Horst Podßun haben wir 2013 kennengelernt. Wir haben für ihn in seinem Musterhaus in Rakow ein Problem mit dem installierten Smart Home System gelöst. Vor gut zwei Jahren haben wir dann die Elektroinstallation mit einer vollumfänglicher Gebäudeautomation beim Bau seines privaten Hauses umgesetzt. Als zufriedener Kunde hat er uns dann letztes Jahr gefragt, ob wir das neue Projekt auch übernehmen würden.
Wann habt ihr mit der Angebotserstellung und Planung begonnen?
Das kann ich dir ziemlich genau sagen: Die Bungalows wurden im Juni 2021 angeboten und geplant, das Verwaltungsgebäude im Oktober 2021. Anfang des Jahres kam dann der Zuschlag und wir haben mit der Installation des Verwaltungsgebäudes begonnen.
Also das Projekt wurde in mehreren Teil-Projekten geplant?
Ja. Es gibt natürlich eine Gesamt-Planung. Aber die einzelnen Bauabschnitte und Bereiche wurden und werden jeweils gesondert geplant. Zum Beispiel haben wir für die 80 Ferienhäuser 3 Grundtypen für die Elektroinstallation und die Gebäudeautomation entwickelt. Diese können dann ohne großen Aufwand an die individuellen Wünsche der Käufer angepasst werden.
Die 80 Apartments in den vier Apartmenthäusern und natürlich auch das Verwaltungsgebäude wurden als eigene Teil-Projekte geplant. Parallel dazu lief noch die Planung für die Ladeinfrastruktur auf dem Gelände. Hier wird es in der finalen Ausbaustufe drei große High Performance Charger (HPC) mit bis zu 150kW Ladeleistung, sowie mehrere 50kW Ladepunkte geben. Hinzu kommen noch weiter DC-Ladepunkte auf dem zweiten Parkplatz und noch über 100 AC-Ladepunkte, die über das Objekt verteilt installiert werden. Im kommenden Jahr beginnen wir dann noch mit der Detailplanung für den Veranstaltung und Kongress-Bereich, den Gastronomie-Bereich mit mehreren Restaurants und den großen Wellness-Bereich mit Pool und Saunalandschaft.
Wo hast du mit der Planung angefangen – direkt in der Noocoon Planungssoftware?
Nein, diesmal nicht. Bei so einem großen Projekt musste zunächst erstmal ein sinnvolles Grundkonzept auf Basis der zahlreichen Anforderungen erstellt werden. Am Ende soll ja alles miteinander vernetzt sein. Bei der Größe der Anlage und den unterschiedlichen der Nutzungsbereichen braucht es eine genaue Überlegung und Planung.
So ist zum Beispiel ein Konzept für das Energiemanagement nötig und ein Zutritts- und Sicherheitskonzept für alle Nutzerinnen und Nutzer der Anlage. Zudem noch sollen Unmengen an Daten zur Optimierung des Betriebes gesammelt und ausgewertet werden. Die daraus resultierenden Ergebnisse und Optimierungen sollen dann z.B. zur Unterstützung des Facility-Management genutzt werden oder zur Optimierung der Prozesse vor Ort.
Was waren die großen Herausforderungen bei der Planung?
Das war sicherlich erstmal die Planung des Energiemanagements sowie der Energiespeicherung. In Rakow wird einiges an Energie erzeugt
Ziel ist die maximale Eigennutzung der selbst erzeugten Energie aus Windkraft, PV-Anlagen und Erdwärmekollektoren und nur das notwendige Minimum von externen Versorgern zu beziehen.
Sollte es auf der Anlage, dennoch einen Mehrbedarf an Energie geben, sollen und müssen die Lastspitzen ausgeglichen werden (sog. Peak-Shaving). Wenn zum Beispiel die Küchen zu den Mahlzeiten hochgefahren werden, werden die Saunen und der Pool rechtzeitig vorher hochgeheizt. Der Wellness-Bereich funktioniert hier dann als „Speicher“ und die Leistungsaufnahme kann dann beim Hochfahren der Gastronomie auf ein Minimum heruntergefahren werden. Auch Kühlzellen kann man auf diesem Wege als Speicher nutzen.
Diese intelligente Energiespeicherung erstreckt sich dann auf das gesamte Objekt mit den lokalen Batteriespeichern, aber auch der Fahrzeugflotte, sowie den vielen Pufferspeichern der Wärmepumpen. Wir müssen aber auch zukünftige Anwendungsfälle wie z.B. V2G (Vehicle to grid) vordenken.
Die Sicherheit und das Zutrittsmanagement sowie die durch den Hotelbetrieb notwendigen Anforderungen unterscheiden sich ebenfalls deutlich von unseren bisherigen Projekten. Das allein ist ein ganzes Teilprojekt in der Gesamtplanung. Das Ergebnis muss für späteren Kunden und Mitarbeiter so einfach wie möglich sein und gleichzeitig sollte auch die Verwaltung nicht zu aufwändig gestaltet sein. Am Ende soll ich als Gast oder Mitarbeiter mit einem Token alles machen können: Bezahlen, Auto laden und natürlich Zutritt zu den Bereichen der Anlage erhalten.
Weiterhin soll und muss das gesamte System im Facility Management von einem sehr kleinen Team betreut werden können. So müssen z.B. Fehler selbstständig gemeldet werden, zum Beispiel in Haus 7 funktioniert die Heizung Stellantrieb 5 nicht oder der WLAN Accesspoint im Biergarten ist defekt und muss ausgetauscht werden.
Besonders interessant ist aber auch das gesamte Monitoring der Betriebsdaten auf allen Ebenen. Diese können dann zur Optimierung verwendet werden, um mehr Sicherheit und weniger Kosten im laufenden Betrieb zu erzeugen. Dabei die vielen Stellschrauben im System in der Waage zu halten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass das Ganze natürlich bezahlbar und bedienbar bleibt, ist ebenfalls eine Herausforderung.
Wo siehst du die Herausforderungen bei der Umsetzung?
Zum Glück weiß man vorher nie, was alles schief gehen kann. Hier müssen wir mehrere Jahre im Voraus planen, das ist natürlich ganz anders als bei einem smarten Einfamilienhaus.
Derzeit ist die Verfügbarkeit der Materialien natürlich ein Thema. Aber auch beim Mitarbeitereinsatz sowie bei der Abstimmung mit anderen Gewerken muss vorausschauend geplant werden.
Aktuell zum Beispiel mit dem Tiefbau: Als sie anfingen das Gelände einmal umzugraben und die nötige Infrastruktur zu verlegen, musste bei uns schon klar sein, was in den Leerrohren später verlegt werden soll. Aber auch die Abstimmung mit dem SHK-Betrieb ist enorm wichtig. Hier arbeiten wir mit einem ortsansässigem Unternehmen zusammen, welches wir bereits von anderen Projekten gut kennen und das hier zusätzlich noch die Installation der PV-Anlagen übernimmt.
Es läuft immer sehr viel parallel: Grobplanung für das Gesamtprojekt und die Einzelprojekte für die Bauabschnitte.
Wäre das Projekt ohne die Noocoon-Software für unseren Elektrobetrieb realisierbar gewesen?
Grundsätzlich natürlich ja, aber den Aufwand für die inhaltliche Planung und den Zeitaufwand hätte ich nicht abschätzen können. Mit der Software geht das um ein Vielfaches schneller. Und ich kann mir sicher sein, dass immer alles geplant wird. Da behalten wir als Team immer den Überblick.